JACK Bildungsstätte für geflüchtete & schutzbedürftige Frauen

Die Bildungsstätte JACK ist seit September 2024 geschlossen. 

Wir sagen Dank!

Nach über zehn Jahren musste die Bildungsstätte JACK leider zum 13.09.2024 ihren Deutschkursbetrieb und sämtliche weitere Angebote einstellen. Mit ihrer speziellen Ausrichtung auf geflüchtete, besonders schutzbedürftige Frauen ohne Zugang zu regulären Sprachkursen wird dies eine große Lücke hinterlassen.

Die Schließung erfolgte am Ende aus finanziellen Gründen. „Der Mangel einer Perspektive und die Unsicherheit, von einem in den anderen Monat zu leben, ist zu belastend. Wir sehen uns da in Verantwortung den JACK-Schülerinnen und den Mitarbeiterinnen“, erklärte der Vorstand von Pallotti-Mobil e.V. Anders als etwa Integrationskursträger, erhielt die Bildungsstätte JACK keine dauerhafte staatliche Förderung für ihre Arbeit. Seit Bestehen gelang Jahr für Jahr die – fragile – Finanzierung aus privaten Spenden, kleinen, mittleren und großen Stiftungsförderungen und der Unterstützung lokaler Behörden. Zuletzt führten jedoch verschiedene Faktoren wie gesellschaftliche Entwicklungen, politische Richtungsentscheidungen und zurückhaltenderes Spendenverhalten dazu, dass der Trägerverein Pallotti-Mobil e.V. den Betrieb nicht fortsetzen kann.

Gleichzeitig – zugegeben paradox – gab es die Hoffnung im Vorstand, in letzter Minute werde noch ein Trägerwechsel gelingen oder es werde sich eine Lösung auftun, mit der niemand gerechnet hatte. Ein himmlisches Eingreifen wäre in der Erfahrungsgeschichte des Vereins nicht ungewöhnlich. Ein Motto von Pallotti-Mobil e.V. lautet: „Denn für Gott ist nichts unmöglich!“ (Lk 1,37) Pallotti-Mobil Projekte wurde begonnen, weil es einen Auftrag dazu aus dem christlichen Glauben gab. Zuerst Reich Gottes und Gerechtigkeit leben, dann würde das Geld schon kommen (vgl Mt 6,33). So war auch JACK 2013 ins Leben gerufen worden. Es gab damals sehr viele geflüchtete Frauen in der Stadt, die ohne jede Bildungsmöglichkeit Monate lang, manchmal Jahre lang, in der Illegalität ausharrten. Selbst im Falle einer Abschiebung sollten sie etwas mitnehmen können. Mit Sprache, so die Überzeugung der JACK-Gründerinnen, ändert alles.

Und deshalb bedauern wir außerordentlich die Schließung und blicken gleichzeitig dankbar auf die erreichten Erfolge zurück. JACK konnte wöchentlich etwa 100 Frauen aus 38 verschiedenen Nationen helfen, die deutsche Sprache zu erlernen. Es gab eine professionelle Kinderbetreuung. Wir möchten uns bei allen Mitarbeitenden, Spenderinnen, Kooperations- und Netzwerkpartnerinnen für die Unterstützung bedanken!
Ihnen und Euch allen ein „Vergelt´s Gott!“

Besonders bedanken möchten wir uns bei den Lehrerinnen. Beim Abschied antwortete eine Kollegin auf die Frage, wie es denn nun beruflich mit ihr weitergehe, mit Tränen in den Augen: „Um mich mache ich mir keine Sorgen. Wir haben alle studiert und werden etwas finden. Aber um die Frauen tut es mir und uns so leid...“ Der Zusammenhalt ist ohne Worte großartig. Das Kollegium war bereit, mit verstärkt persönlichem Einsatz weiterzuarbeiten, auch andere Aufgaben zu übernehmen, um JACK eine Perspektive zu geben.

Den Kursteilnehmerinnen wünschen wir alles Gute und hoffen, dass sie erfolgreich einen Deutschkurs und eine so lebendige Gemeinschaft wie die in unserer Bildungsstätte finden!

Nach dem 13.09.2024 ist die Einrichtung nicht mehr erreichbar. Bei Bedarf kontaktieren Sie bitte den Trägerverein.

Pallotti-Mobil e. V.
Nansenstraße 4-7
12047 Berlin
Tel.: 030 6298 2645
E-Mail:
www.pallotti-mobil.de

Daniela Dachrodt, Leiterin der JACK Bildungsstätte
Lissy Eichert UAC, Vorstand Pallotti-Mobil e.V.

JACK ist eine Deutsch-Sprachschule, ein Angebot für geflüchtete und schutzbedürftige Frauen, die keinen leichten Zugang zu Deutschkursen finden.
Mit der Gründung von JACK wollten wir schutzbedürftige Frauen, die schwerpunktmäßig aus Afrika kamen, unterstützen. Es galt, lähmende Wartezeit im Zuge der Asylantragstellung sinnvoll zu füllen. Sich eine neue Sprache anzueignen, eröffnet neue Welten und gibt Lebensmut.

Anmeldung zum Newsletter der JACK – Bildungsstätte für geflüchtete & schutzbedürftige Frauen

Kein JACK ohne Kinderbetreuung

Liebe Freund*innen von JACK!
Wir wenden uns an Sie, weil wir Ihre Hilfe brauchen.
Aufgrund des Wegfalls einer wichtigen Förderung für die Bildungsstätte und eines Personalwechsels
benötigen wir dringend eine Summe von 35.000 Euro, um die professionelle Kinderbetreuung im
Hause weiterführen zu können.


Unterstützen Sie uns mit einer Spende via Betterplace

Sprache ist Leben.

Hannah (Name geändert) konnte ihr Leben retten, indem sie nach Deutschland floh. In Somalia war die 38-Jährige durch jihadistische Terroristen bedroht worden. Jetzt baut sich Hannah in Berlin ihr Leben neu auf. In einer Klasse der Bildungsstätte JACK lernt sie Deutsch.

Mit dickem Filzstift schreibt sie am Flipchart.
Präteritum: Sie schrieb.
Perfekt: Sie hat geschrieben.

„Deutsch lernen ist wichtig für mich, ich möchte mit anderen Leuten sprechen“, sagt Hannah langsam und mit nur leichtem Akzent. Sie hat Glück, sie hat einen sicheren Aufenthalt. „JACK bietet aber auch gerade besonders schutzbedürftigen Frauen Hilfe an, die keinen sicheren Aufenthaltsstatus haben oder durch sonstige formale Hindernisse oder mangelnde finanzielle Mittel vom Besuch anderer Kurs- und Schulungsangebote ausgeschlossen sind“, sagt Daniela Dachrodt, Leiterin von JACK.

Deutschlernen ist dabei das zentrale Angebot, ergänzt durch Computer-, Koch-, oder Nähkurse. Und die Frauen, Migrantinnen aus Afrika, aber auch Afghanistan, Pakistan, Syrien u. a., entwickeln auch eigene Angebote und Projekte. Hauptziele: Die eigenen Talente entdecken, Selbstvertrauen entwickeln, im neuen Leben auf eigenen Füßen stehen. Manche der Frauen sind zum ersten Mal überhaupt im Leben in einer Schule. Sie müssen erst Lesen und Schreiben lernen.
„JACK ist eine Brücke in eine fremde Kultur“, sagt Deutsch-Lehrerin Bettina Bräutigam. Im Sprachunterricht werden nebenbei auch lebensnahe Themen behandelt, z. B. das Thema Jobcenter oder Frauengesundheit.

Am frühen Nachmittag holt Hannah ihre Tochter ab. Ohne das parallele Kinderbetreuungsangebot von JACK könnte sie den Deutschkurs nicht belegen. Jetzt blickt sie zuversichtlich in die Zukunft. In Somalia war sie Krankenschwester, und sie kann sich gut vorstellen, diesen Beruf in Deutschland wieder auszuüben. Großen Bedarf gibt es ja.

Ohne Euch geht’s einfach nicht!

Damit JACK-Schülerinnen wie Hannah es leichter haben, in Deutschland selbstbestimmt zu leben, sind viele Spenden nötig. Dankbar sind wir über wechselnde Unterstützung: vom Bezirksamt Neukölln, von der Volkhochschule Neukölln, von unterschiedlichen kirchlichen Organisationen, von einer internationalen Stiftung. Ebenso dankbar sind wir unseren derzeitigen Einzelspender:innen! Ohne Euch geht’s einfach nicht! Dennoch wird weitere Unterstützung gebraucht, betont Daniela Dachrodt: „Wir wünschen uns, dass sich mehr und mehr Menschen als Teil des JACK-Teams begreifen und mit uns auf diese Weise das Abenteuer bestehen, dass schutzbedürftige Frauen in Deutschland sich ein neues Leben aufbauen können“.

Kinderbetreuung

Wir haben früh erkannt, dass Frauen der Besuch des Deutschkurses nur möglich ist, weil wir gleichzeitig eine Kinderbetreuung anbieten. Der Raum dafür wurde gemeinsam mit Ehrenamtlichen liebevoll gestaltet.

Grenzen überwinden, neue Welten eröffnen

Im Gründungsjahr 2013 war die Situation in Berlin deutlich schwieriger als heute: Für Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus gab es wenig Möglichkeiten zur Teilnahme an Deutschkursen. Der Besuch von Integrationskursen war erst mit einer Aufenthaltsgenehmigung möglich. Das bedeute oft monatelanges, zähes Warten. Für viele, die in Berlin Zuflucht suchten, war es verlorene Zeit. Eine Großspenderin hatte die Mittel zur Gründung der Bildungsstätte bereitgestellt. Sie vermachte uns das Erbe für ihren früh verstorbene Sohn Jack zu diesem Zweck. Daher der Name!

Heute lernen etwa 100 Schülerinnen pro Woche Deutsch als Fremdsprache. Sie kommen aus mehr als 30 Ländern. Etwa zwei Drittel beenden ihre Deutschkurse mit einem Abschluss.

Auf Wunsch leisten wir dann eine Prüfungsvorbereitung, und die Frauen können anschließend ein Sprachzertifikat an der kooperierenden Volkshochschule Neukölln erwerben.
Für uns ist JACK ganzheitliche Bildung. JACK-Schülerinnen können hier ihre Talente entdecken und lernen, sich in die Gesellschaft einzubringen. Gleichzeitig werden wir beschenkt: Von der Stärke der Frauen, ihren Hoffnungen und Überlebensstrategien.

Das JACK-Team. Von links nach rechts: Leyla Harputcu (Bundesfreiwillige), Cora Zippel (Projektmitarbeiterin/ Ehrenamtskoordinatorin), Maya Baumgartner und Bettina Bräutigam (Dozentinnen) Daniela Dachrodt (Projektleitung). Vorne sitzend: Romy Emir, (Erzieherin in der Kinderbetreuung)

Das JACK-Team

Das Projekt wird von Daniela Dachrodt geleitet. Sechs für Deutsch als Fremdsprache zertifizierte Dozentinnen gestalten den Unterricht, während sich eine Erzieherin mit zahlreichen Ehrenamtlichen um die parallele Betreuung der Kinder kümmert. Die Einrichtungsleitung wird durch eine feste Mitarbeiterin/Sozialarbeiterin sowie eine Praktikantin und eine Bundesfreiwillige unterstützt. Abgerundet wird alles durch viele tatkräftige ehrenamtliche Unterstützer:innen.

Zielgruppe


Unser Angebot richtet sich an Frauen,

  • die besonders schutz- oder förderbedürftig sind
  • denen durch ihren Aufenthaltsstatus oder sonstiger formaler Hindernisse der Zugang anderer Kurs- und Schulangebote erschwert ist
  • die ohne ausreichende finanzielle Mittel sind

Angebot

  • Alphabetisierung
  • Deutsch für Anfängerinnen und Mittelstufe
    (A1, A2, B1)
  • Computer/Internet
  • Kreativkurse
  • Internationales Kochen
  • Nähkurse
  • Kulturelle Ausflüge
  • Einzelförderung (Lernen lernen)
  • Fahrradfahren lernen

Fotos: W. Gebhardt, Foto „Frauengruppe“: JACK
Texte: W. Gebhardt / JACK-Team